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  • AutorenbildMonika Lehn

Die 10 wichtigsten Tipps für die Planung deines Segeltörns

Aktualisiert: 30. Nov. 2021

Wenn alles gut läuft, ist ein Segeltörn die ideale Urlaubsform. Du kommst mit aufgeladenen Batterien zurück und zehrst in deinem Alltag noch lange deinen Erlebnissen.

Denn beim Segeln bist du sofort aus deinem Alltag raus. Du genießt jeden Tag, die Mischung aus Erholung und neuen Eindrücken passt, der Abenteuer-Faktor ist genau richtig. Aus der Gruppe der Menschen an Bord wird schnell eine Crew. Ihr habt Spaß zusammen, anregende Gespräche, gemeinsame Erlebnisse. Die Schiffsführung vermittelt Sicherheit, der Umgang an Bord ist wertschätzend, alle werden einbezogen. Die Yacht ist in gutem Zustand. Das Verhältnis Segelzeit und Zeit für Landgänge, Kultur und Badestopps stimmt für dich. Du kannst abschalten und dich ausruhen, bist aber auch in angenehmem Maß beteiligt beim Segeln, und kannst wenn du willst etwas dazu lernen.

Damit du deinen Segeltörn als gelungen erlebst, gibt es ein paar Dinge, auf die du achten solltest.



1. Welcher Segeltörn passt zu dir?

Überlege dir, wo aktuell dein persönlicher Schwerpunkt für deine geplante Segelzeit liegt, welche Aspekte dir wichtig sind:

Möchtest du sportlich-aktiv unterwegs sein und viel über Segeln lernen? Oder möchtest du in deiner Segelzeit hauptsächlich relaxen und Zeit auf dem Wasser genießen? Gemütlich von Bucht zu Bucht tingeln, und das gesellige Bordleben genießen? Möchtest du idyllische Ankerbuchten ansteuern, oder eher Landgänge von gepflegten Marinas aus erleben? Möchtest du Land und Kultur vom Wasserweg aus erkunden? Eher feudal essen gehen oder preisgünstig gemeinsam kochen? Hast du Angst seekrank zu werden?


Die Überschriften und die Törnbeschreibung informieren dich über die inhaltliche Ausrichtung der Segeltörns. Wenn du planst, mit Freunden oder der Familie zu chartern, sprecht über eure Wünsche, Erwartungen und auch über eventuelle Befürchtungen oder Ängste.

Gerade für Segeleinsteiger*innen ist es wichtig, sich bei den ersten Törns nicht zu überfordern. Und wenn du deine Partnerin für das Segeln begeistern möchtest, lass es langsam angehen. Gerade für segelnde Paare ist es wichtig, dass beide gleichermaßen ihren Spaß am Segeln entwickeln können, damit iht auch auf dem Wasser ein gutes Team werdet.


2. Welche unterschiedlichen Arten von Segeltörns gibt es?

Ob Segelreise, Segeltörn, Thementörn, Ausbildungstörn, Skippertraining, Meilentörn, sowie Törns für unterschiedliche Zielgruppen - wie im Supermarktregal wird das Angebot immer differenzierter. Gerade für Segelneulinge ist es wichtig zu verstehen, was der jeweilige Titel genau aussagt. Dann ist die Chance gut, den passenden Törn zu finden und dort auf Gleichgesinnte zu treffen.


Segelreise: Hier steht der Urlaubsaspekt ganz klar im Vordergrund. Es sind kurze Schläge (Segeletappen) geplant, mit viel Zeit für Badestopps und Landgänge. Für Segeleinsteiger*innen und Familien geeignet. Aktives Mitmachen ist möglich, aber nur in geringem Umfang erforderlich. Es werden circa 100 – 150 Seemeilen pro Woche zurückgelegt.


Segeltörn: Um die inhaltliche Ausrichtung zu verstehen, hilft Rücksprache mit dem Veranstalter bzw. den Mitsegelnden, sowie ein Blick auf die geplanten Seemeilen. Ab 150 - 200 Seemeilen pro Woche wird es eher sportlich. Attribute wie kulinarische Segeltörns versprechen eine entspannte Ausrichtung, hier ist das Geschlechterverhältnis erfahrungsgemäß eher ausgewogen.


Thementörn: Bei Segeln und … Yoga, Achtsamkeitstraining oder Wandern, wird dem Segeln ein gleichrangiges weiteres Thema an die Seite gestellt. Da das Segeln nicht allein im Mittelpunkt steht, kann dies ein guter Einstieg für Segelneulinge sein. Und wenn du alleine reist, hast du auf jeden Fall Gleichgesinnte dabei.


Ausbildungstörn: Hier steht ein klares Ziel im Vordergrund, das Üben von prüfungsrelevanten Manövern für den Segelschein. 10 – 14 Tage und seglerische Vorerfahrung sind für einen SKS-Törn empfehlenswert. Je länger der Törn geht, um so besser. Die Crew ist eingespielt, die Yacht vertraut, nun kann Routine aufgebaut und wichtiges Praxiswissen geübt werden.


Skippertraining: Dies ist ein breites Feld, hier treffen gern diverse Erwartungen und auf diverse Inhalte. Es sind auch Segler*innen angesprochen, die gar nicht skippern wollen, aber seglerisch dazu lernen möchten und gerne aktiv unterwegs sind. Wer mit bestimmten Anliegen kommt, wie beispielsweise Hafenmanöver zu trainieren, sollte im Vorfeld die Möglichkeiten dafür abklären.


Meilentörn: Hier liegt der Schwerpunkt auf viel segeln und langen Distanzen. Auf einem Meilen-, Strecken- oder Powertörn können auch schon mal 500 Seemeilen in der Woche zurückgelegt werden. Dazu gehören Nachtfahrten und Segeln mit Wachsystemen, bei langen Überfahrten zwischen Inseln oder für die Überstellung der Yacht in ein anderes Segelrevier.


3. Frauentörns und weitere Zielgruppen

Mittlerweile gibt es Törns für alle möglichen Zielgruppen. Das erhöht die Chance auf eine homogenere Crew und Gleichgesinnte an Bord. So setzen zum Beispiel die Attribute kulinarische bzw. sportliche Segeltörns unterschiedliche Akzente. Bei Familientörns wird die Törnplanung dezidiert auf die Bedürfnisse von Kindern und Familien ausgelegt.

Ein Frauentörn hat eine andere Dynamik als ein gemischter Törn oder ein reiner Männertörn. Und es macht einen Unterschied, ob eine Frau oder ein Mann die Schiffsführung inne hat. Für ein Skipper*innentraining kann es hilfreich sein, im Rahmen eines reinen Frauentörns zu üben. Um eingespielte Rollen aufzubrechen und als Sicherheitsfaktor finde ich das gerade auch für segelnde Paare einen interessanten Aspekt.

Mir ist wichtig, dass es immer um ein „anders“ und nicht um ein besser oder schlechter geht. Denn jeder Törn ist sowieso individuell und unterschiedlich. Aber Erwartungen und Bedürfnisse an die Segelzeit sind verschieden und es kann Sinn machen, bewusst in bestimmten Konstellationen oder mit bestimmten Schwerpunkten unterwegs zu sein.


4. Kojencharter oder individueller Törn?

Kojencharter: Wenn du alleine oder zu zweit unterwegs bist, kannst du eine Koje (halbe Kabine) oder eine Kabine (2 Kojen) auf einem Segeltörn deiner Wahl buchen. Mit einem Aufpreis (50-70%) hast du als Alleinreisende eine Kabine für dich. Angebote zu Segelreiseveranstaltern gibt es über das Internet, auf Segelmessen, oder beim Yachtvermittler im Segelladen vor Ort. Informiere dich über die Geschäftsbedingungen, und ob es eine Mindest- oder Höchstbelegung gibt.


Ganze-Yacht-Buchung: Als Gruppe oder Familie könnt ihr bei Segelreiseveranstaltern eine komplette Yacht mit oder ohne Skipper*in buchen. Ihr bekommt dabei Rabatt auf den Einzelkojenpreis. Wenn die Veranstalter mit Charteryachten arbeiten, könnt ihr euch Angebote für unterschiedliche Yachten machen lassen. Die Törnplanung könnt ihr als Gruppe mit dem Skipper abstimmen.


Individuell organisierter Törn: Und bucht ihr als Gruppe oder Familie die Yacht selbst, bei der Charterfirma direkt oder bei einem Yachtvermittler eures Vertrauens. Falls ihr nicht selber skippern möchtet, engagiert ihr den Skipper/die Skipperin eurer Wahl direkt. Dann wisst ihr, mit wem ihr unterwegs seid, und habt von Anfang an den maximalen Gestaltungsspielraum.


5. Welches Segelrevier passt zu dir?

Jedes Segelrevier hat seinen Charme. Welches Land, welches Segelrevier spricht dich an? Was sind deine Bedürfnisse für diese Segelzeit? Informiere dich dann über folgende Aspekte.


Das Wetter: Wie sind die zu erwartenden Wetter- und Windbedingungen zu dieser Jahreszeit? Gibt es Hauptwindrichtungen, wie beim Meltemi in den Kykladen? Oder sommerliche Thermik wie in weiten Teilen des Mittelmeers, was verlässliche leichte Winde tagsüber und Windstille nachts bedeuten kann, aber auch Flaute und Hitze. Sind längere Regenperioden möglich, wie stark und oft scheint die Sonne, wie sind die Wassertemperaturen?


Geografische Gegebenheiten: Ist dein Traumziel eine Festlandküste oder eine Inselwelt, die besonders gut per Segelyacht zu erkunden ist? Wie groß sind die zu erwartenden Distanzen, und mit welchem Seegang ist zu rechnen bei den Überfahrten? Ist es ein geschütztes Segelrevier, mit vorgelagerten Inseln oder Landzungen? Ist die Küste eher steil und felsig, oder gibt es Sandstrände und Buchten? Gibt es hübsche Orte und attraktive Ziele für Landausflüge?


Infrastruktur: Ist das Segelrevier eher einsam und urig, oder dicht besiedelt und modern? Gibt es ein dichtes Netz an Marinas und Häfen, Anlegestellen und Einkaufsmöglichkeiten? Wie wichtig ist dir der Standard der sanitären Einrichtungen vor Ort? Oder suchst du gerade die Ursprünglichkeit und das Abenteuer? Gibt es eine gastronomische Infrastruktur an Ankerplätzen und Bojenfeldern, wie beispielsweise in Kroatien oder Griechenland?


Das Drumherum: Wie gestaltet sich die An- und Abreise zu deinem Ausgangshafen? Gibt es gute Flugverbindungen, ist die Anreise mit dem Auto, Zug oder Bus möglich? Kommt vielleicht ein One-Way-Törn infrage? Kannst du noch einige Tage an Land vor oder nach dem Törn einplanen?


Für Segeleinsteiger*innen und wenn man es gemütlich mag, empfehle ich ein geschütztes Revier mit wenig Seegang, eher leichten Winden und guter seglerischer Infrastruktur. Beispielsweise in den Sommermonaten die Ostsee, Kroatien, das Ionische Meer oder der Saronische Golf. Auch in weiten Teilen des Mittelmeers herrschen im Sommer leichte Winde vor. Das Revier sollte viele geschützte Ankerplätze, Marinas oder Häfen bieten, das macht es abwechslungsreich bei kurzen Tagesetappen.


Dagegen sind der Atlantik und die Nordsee mit ihrer langgezogenen Dünung eher etwas für fortgeschrittene und sportliche Segler*innen mit stabilen Mägen. Die griechischen Kykladeninseln sind wunderschön, aber durch den Meltemi-Wind im Sommer von Starkwind geprägt. Und auch in der Karibik muss der kräftige Passatwind und der Seegang auf den langen Distanzen zwischen den Inseln berücksichtigt werden.


6. Seekrankheit vorbeugen

Seekrank zu werden und schon allein die Angst davor, kann deinen ersten Segeltörn für dich ziemlich beeinträchtigen. Das muss nicht sein. Ob und wann du dafür anfällig bist, und was dir am besten dagegen, ist individuell unterschiedlich. Die Psyche, also die Angst davor, spielt auf jeden Fall eine große Rolle. Und letztlich müssen der Körper und das Gleichgewichtsorgan die Zeit bekommen, sich allmählich an die Schiffsbewegungen zu gewöhnen. So kannst du die Grenzen deiner Komfortzone ausgeloten und schrittweise ausweiten.

Törnplanung: Geschützte Segelreviere mit kurzen Tagesetappen sind magenfreundlich und geben dir Zeit zur Eingewöhnung. Segeltörns mit langen Schlägen über offenes Wasser oder Atlantikdünung würde ich zum Einstieg vermeiden. Wenn du große Angst vor Seekrankheit hast, lass dir vom Arzt ein Seekrankheitspflaster für hinters Ohr verschreiben, oder ein Mittel gegen Seekrankheit in Zäpfchenform (da bleibt der Wirkstoff sicher im Körper ;-)).


An Bord: Abends wenig Alkohol trinken, und morgens zu viel Kaffee und Säure meiden, beispielsweise Obst mit Zitrusfrüchten. Ein Pausenbrot und Wasser vorbereiten, Nüsse, Bananen, Kekse, Salzstangen oder Cola, wenn dir danach ist. Leg einen zusätzlichen Pullover oder eine Jacke griffbereit, und was du sonst noch unterwegs brauchen könntest. Falls du Reisetabletten oder Globuli dabei hast, nimm diese einige Zeit vor der Abfahrt morgens ein.


Symptome leichter oder beginnender Seekrankheit sind Müdigkeit und ein flaues Gefühl im Magen. Jetzt ist der beste Platz am Steuerrad! Schau nach vorne zum Horizont, geh aktiv mit der Schiffsbewegung mit. Oder leg dich flach hin, Augen zu und ruhig atmen, das beruhigt das Gleichgewichtsorgan. Vermeide Aufenthalte unter Deck. Falls ein Toilettengang unvermeidbar ist, zieh Weste und Jacke schon im Cockpit aus. Lass dir möglichst die Toilettenventile öffnen und schließen (ich biete diesen „Service“ gerne an, das hat sich absolut bewährt).


Falls es dich doch mal erwischt: Seekrank zu werden ist nicht schlimm und nicht peinlich! Setz dich auf die windabgewandte Lee-Seite, falls du fürchtest dich übergeben zu müssen. Danach wird es normalerweise sofort wieder besser, leg dich am besten flach hin und mach die Augen zu. Auf ruhigen Atem konzentrieren um den Magen zu beruhigen. Pack dich warm ein damit du nicht auskühlst, versuche, zu dösen oder zu schlafen.


Die gute Nachricht: Auch wenn du mal seekrank wirst, sobald du wieder festen Boden unter den Füßen hast, ist alles sofort wieder gut. Versprochen! Am nächsten Tag geht es sicher schon besser, und nach wenigen Tagen schon wird dein Körper an Land die Schiffsbewegungen vermissen.


7. Unterschiede zwischen Yachten

Die beiden gängigsten Yachttypen sind Einrümpfer, auch Kielyachten oder Monohulls genannt. Und Segelkatamarane die, wie die selteneren Trimarane, zu den Multihulls oder Mehrrümpfern gehören:


Einrumpfyacht: Sie verkörpert das, was man gemeinhin unter „Segelboot“ oder „Yacht“ versteht. Und für viele Segler*innen fängt mit der Krängung (=Schräglage) der Segelspaß erst an. Wenn euch das reizt, solltet ihr euch als Segelneuling diese Erfahrung nicht entgehen lassen. Auch für Aufenthalte in teuren oder beengten Häfen /Marinas plant ist ein Einrümpfer gut geeignet.


Segelkatamaran: In den letzten Jahren hat der Anteil der Katamarane gerade im Chartersektor stark zugenommen. Es ist auch bei Geschwindigkeit ein gemütlicheres Segeln, mit komfortabler Ausstattung und viel Platz in den Kabinen und im Außenbereich, auf dem Netz zwischen den Rümpfen. Wer mit Kindern unterwegs ist oder lieber in der Ankerbucht als im Hafen, für den ist der Katamaran auf jeden Fall eine gute Wahl.

Man unterscheidet außerdem zwischen Charteryachten und Eigneryachten:


Eigneryacht: So nennt man Yachten, die vom Besitzer selbst gesegelt werden. Das sind meistens Privatyachten, sie können aber auch einem Segelreiseveranstalter gehören. Eigneryachten sind in der Regel umfangreicher und individueller ausgestattet, was beispielsweise Küchenausstattung, aber auch nautisches Zubehör angeht. Sie werden meist von hauptberuflichen Skippern geführt.


Charteryacht: Diese Yachten (Einrümpfer und Katamarane) gehören Charterfirmen bzw. werden über diese verliehen. Die meisten Segelreiseveranstalter arbeiten mit Charteryachten, so können sie passgenau auf Anfragen reagieren. Die Grundausstattung von Charteryachten ist eher schlicht, wobei mit Preis nach oben offen Zubehör gebucht werden kann.


Qualitative Unterschiede:

Preise und Qualität von Charteryachten variieren enorm, nach oben sind keine Grenzen gesetzt. Charteryachten sind schnellem Verschleiß und Wertverfall ausgesetzt. Das Baujahr spielt also für den Preis eine wichtige Rolle. Mindestens genauso wichtig ist aus meiner Sicht der Wartungszustand, und ob Schäden unverzüglich und fachgerecht beseitigt werden. Denn eine Yacht mit Reparaturstau zu segeln, macht keinen Spaß und kann gefährlich sein. Auch die Ausstattung der Yachten ist sehr unterschiedlich, das betrifft Komfort und Sicherheit.

Yachtcharter ist auch Vertrauenssache, es gibt große Unterschiede in der Qualität der Anbieter. Wenn ihr über einen Segelreiseveranstalter bucht, müsst ihr euch mit den Fragen zur Yachtcharter nicht direkt auseinandersetzen. Baujahr und Ausstattung sind meist in der Törnausschreibung definiert. Die Yacht sollte haftpflicht- und kaskoversichert sein, weitere Infos findet ihr in den Geschäftsbedingungen. Erkundigt euch auch über die Storno- und Umbuchungsbedingungen.


8. Die Skipperin /der Skipper

Eine Segelyacht zu führen beinhaltet eine große Verantwortung. Crew und Yacht müssen gesund und wohlbehalten ans Ziel gebracht werden. Dabei sollen alle an Bord eine gute Zeit haben, beim Segeln einbezogen aber nicht überfordert werden, und der Mix aus Aktivität und Entspannung sollte stimmen. Das erfordert eine gute Törnplanung auf Basis der lokalen Gegebenheiten und der Wetterbedingungen, die sich auch schon mal kurzfristig ändern können.

Wenn ihr über einen Segelreiseveranstalter bucht, ist der Skipper meist im Törnpreis inklusive. Manche Skipper sind hobbymäßig für Veranstalter unterwegs, andere hauptberuflich. Auch die Qualifikationen unterscheiden sich, es gibt außer einem obligatorischen Segelschein in Deutschland keine verbindlichen Qualitäts- oder Ausbildungsstandards. Insbesondere wenn ihr in einem anspruchsvollen Revier unterwegs seid, solltet ihr euch über die Erfahrung und Qualifikation eurer Skipperin informieren.


Wenn ihr die Schiffsführung selbst übernehmt und noch nicht so viel Erfahrung habt, solltet ihr eine Crew dabei haben die euch unterstützen kann. Ihr könnt auch ein Team mit Co-Skipper bilden, oder euch im System „Skipperin of the day“ abwechseln. Rechtlich gesehen muss dabei allerdings zu jeder Zeit ersichtlich und im Logbuch festgehalten sein, wer Skipper*in ist. Wichtig ist, dass ihr eure Manöver gut vorbereitet und durchsprecht. Entscheidungen sollten in der akuten Situation nicht infrage gestellt werden (außer im Notfall), und Feedback sollte konstruktiv und wertschätzend sein.

Der erste eigene Törn sollte in einem euch bekannten Revier stattfinden, ihr solltet euch nicht überfordern und genug Sicherheitsreserve einplanen. In der Nebensaison ist die beste Möglichkeit, auch mal in Ruhe Hafen- und Anlegemanöver zu üben. Wenn ihr als Paar segeln geht solltet ihr bedenken, dass ihr die Beziehungsdynamik immer mit an Bord habt. Gerade in der Zweier Konstellation solltet ihr mit viel Puffer planen um Stresssituationen zu vermeiden, die einem von beiden, meist der Crew, das gemeinsame Segeln verleiden könnten.


9. Die Kosten kalkulieren für den Segeltörn

Die Gesamtkosten, die du für deinen Segeltörn kalkulieren musst, setzen sich aus folgenden Posten zusammen.

· Törnpreis (Yacht und Skipper)

· Yachtbezogene Zusatzkosten

· Versicherungen

· Bordkasse

· Reisekosten

· Persönliche Ausgaben

Das direkte Vergleichen von Angeboten ist nicht so einfach. Einerseits solltet ihr qualitative Unterschiede berücksichtigen. Andererseits gibt es Unterschiede, was wie abgerechnet wird. So sind manche yachtbezogenen Zusatzkosten oder Versicherungen im Törnpreis enthalten, andere werden über die Bordkasse abgerechnet. In manchen Revieren fällt die Bordkasse generell teurer aus, dafür sind die Anreisekosten günstig.

Was verbirgt sich im Einzelnen hinter den Posten? Wo gibt es qualitative Unterschiede? Was solltest ihr wissen?


Törnpreis (Yacht und Skipper)

Bei Mitsegeltörns beinhaltet der Törnpreis üblicherweise die Charterkosten für die Yacht und das Honorar der Skipperin. Beim Kojencharter ist der Törnpreis pro Person fix. Der Segelreiseveranstalter chartert oder nutzt eigene Yachten und engagiert die Skipper. Neben Qualität und Standards kann auch die maximale/ minimale Belegung der Yachten unterschiedlich sein. Ihr solltet also genau hinschauen, was im Törnpreis enthalten ist und was euch wichtig ist.

Wenn ihr die Yacht selbst chartert und den Törn selber organisiert, übernehmt ihr die Auswahl selbst, die Kosten teilen sich durch die Anzahl der Mitsegler*innen. Preislich lohnt sich selber chartern besonders in der Nebensaison, und wenn es regional ein großes Angebot und damit viel Konkurrenz zwischen den Anbietern gibt.

650 - 700€ pro Person solltest du als Basis Törnpreis für eine Woche segeln auf jeden Fall ansetzen. Mit Katamaran, in der Hauptsaison, und abhängig vom Angebot und der Ausstattung kann es auch einiges mehr sein.


Die yachtbezogenen Zusatzkosten kommen zum Törnpreis dazu. Es gibt große Unterschiede, was davon schon im Törnpreis inklusive ist. Zu möglichen Zusatzkosten gehören beispielsweise: die Endreinigung, Handtücher und Bettwäsche, Gas zum Kochen, WLAN, Permits oder Nationalparkgebühr, aufblasbare Rettungswesten, Außenborder für das Beiboot, und natürlich extra Ausstattung wie ein SUP oder eine Hängematte. Vor Ort über werden diese Kosten meist über die Bordkasse (s.u.) abgerechnet.


Versicherungen: Die Yacht muss über den Vercharterer haftpflicht- und kaskoversichert sein. Wenn ihr selber chartert, solltet ihr das auf jeden Fall prüfen. Wenn ihr selber skippert, kann ein Gesamtpaket für den Törn empfehlenswert sein, das auch Skipperhaftpflicht, Reiserücktritt und Kautionsversicherung mit einschließt. Wenn ihr mit Skipper und über einen Veranstalter bucht, sollten alle yachtbezogenen Versicherungen inklusive sein. Bei manchen Veranstaltern muss die Kautionsversicherung von der Crew vor Ort extra bezahlt werden.


Reisekosten: Berücksichtige bei den Kosten für die An- und Abreise auch Flughafen Transfers bzw. Maut- und Parkgebühren. Lasse, wenn möglich, vor und nach dem Törn etwas zeitlichen Spielraum. Dann kommst du schon entspannt und akklimatisiert an Bord, und kannst deine Segelzeit optimal genießen. Wer zeitlich etwas flexibel ist, kann oft günstigere Flüge buchen, und dazu das Revier auch von Landseite genießen.


Bordkasse: Für alle gemeinsamen Kosten während des Törns wird eine Bordkasse eingerichtet. Alle Mitsegelnden außer dem Skipper zahlen zu gleichen Teilen ein. Ein Crewmitglied ist verantwortlich, sammelt bei Bedarf immer wieder Geld ein und rechnet am Schluss ab. Die Bordkasse kann auch per App geführt werden, alle Ausgaben werden eintragen und am Schluss die Differenzen ausgeglichen.

Neben den vor Ort abzurechnenden yachtbezogenen Zusatzkosten sind die größten Posten in der Bordkasse die Liegeplatzgebühren, die Verpflegung an Bord und das gemeinsame Essen gehen. Dazu kommen Kosten für Treibstoff, evtl. gemeinsame Landausflüge und Trinkgeld für den Skipper. 150 – 250€/Woche sollte man für die Bordkasse ansetzen.

Die Preise in Marinas, Häfen und an Muringbojen sind sehr unterschiedlich, von wenigen Euros bis zu dreistelligen Beträgen pro Nacht. Das hängt vom Reiseland ab, von der Ausstattung und dem Service, von Angebot und Nachfrage und der Jahreszeit. Katamarane sind in der Marina teurer, weil sie mehr Platz brauchen. Abgerechnet wird pro Yacht, je mehr Gäste an Bord sind, umso preiswerter wird es also für die Einzelne.

Bei der Verpflegung sollte sich die Crew auf eine für alle passende passende Mischung zwischen Selber kochen und Essengehen einigen. Das Preisniveau und die gastronomische Infrastruktur sind regional unterschiedlich. In manchen Ländern, beispielsweise in Kroatien oder Griechenland, legen Konobas und Tavernen in Buchten Anlegebojen für ihre Gäste aus, die Anlegegebühr ist dann im Abendmenü inklusive.


10. Was packst du ein, was nimmst du mit?

Das wichtigste gleich mal vorneweg – beim Segeln ist weniger mehr. Alles was du mitnimmst, musst du transportieren und verstauen. Bewährt hat sich in Bezug auf Kleidung das Zwiebesystem.


Für einen Wochentörn in warmen Regionen kann ich das Reisen mit Handgepäck nur wärmstens empfehlen. Ein weiterer Vorteil dabei ist, dass du keine Sorge haben musst, ob dein Gepäck auch im gleichen Flieger mitgekommen ist. Denn nachliefern wird schwer, wenn ihr einmal abgelegt habt. Ich habe schon mehr als einmal erlebt, das Mitsegelnde vor Ort improvisieren mussten, was erstaunlich gut ging, und ihr Aufgabegepäck erst zu Törnende in der Ausgangsmarina wieder gesehen haben.


Für einen längeren Törn, wenn die Wetterbedingungen nicht abzuschätzen sind oder du noch einen Landurlaub dranhängen möchtest, benutze eine Reisetasche, die du möglichst klein verstauen kannst an Bord. Im Outdoor Laden gibt es prima Modelle, mit Rollen, wasserdicht, kleinem Packmaß und auch noch leicht. Eine wärmere Garnitur und die Segeljacke kannst du immer prima bei der Anreise anziehen. Und T-Shirts kannst du notfalls kurz auswaschen.


Was gerne vergessen wird: Flipflops oder Badeschlappen, eventuell Schnorchel Equipment und Schwimmschuhe. Ein kleiner wasserdichter Packsack für die Wertsachen, falls ihr ankert und mit dem Dinghi an Land fahrt. Und eine Stirnlampe, für die Rückfahrt mit dem Dinghi, den nächstlichen Gang zur Marina Toilette, oder um bei nächtlichen Ankermanövern die Hände frei zu haben. Und wenn es daheim in Deutschland noch so trübe war - Sonnenschutz brauchst du immer an Bord.




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